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Geschichten
Dann wird es warm...


schritt für schritt.
der boden ist nass und kalt, manchmal klebt da ein kaugummi.
ich trage meine schwarzen stiefel, die schweren, mit der dicken sohle,
sie sollen zeigen wie fest ich im leben stehe.

jetzt ist der nasse asphalt rissig, ich bin also in höhe der alten apotheke.
drin die frau mit dem ausdruckslosen gesicht, unbestimmten alters, nie freundlich.

ich hebe meinen gesicht, der nieselregen glitzert im schein der straßenlaterne.
ich sehe die apothekenuhr, zehn nach sieben. ich denke was ich immer denke wenn ich hier stehe...
ich wünschte sie würde das ding endlich reparieren lassen.

mein blick geht wieder nach unten, ich weis es gibt jetzt nichts zu sehen auf den nächsten metern.
wenn ich aufschaute dann würde ich nur die spieler sehen,
die mit den gierigen oder wahlweise enttäuschten gesichtern,
wenn sie rein oder rauskommen aus dem wettbüro.
so sehe ich nur ihre schuhe, unpersönlich, manche poliert wie schwarze käfer.

ich gehe, schritt für schritt, sinnlos, denke ich.
auch der bus wird mich nicht aus dieser diesig-grauen zeitschleife reissen.
am boden kann ich erkennen das ich jetzt an der bushaltestelle angekommen bin.

siggi ist auch da, ich nenne ihn siggi, er sieht aus wie ein siggi.
ich habe keine ahnung wie er wirklich heißt.
er kann nicht richtig sprechen, meistens lächelt er nur und dreht dabei sein ohr in den fingern herum.

die leute weichen ihm aus, er ist ihnen unangenehm glaube ich.
siggi macht arbeit wenn man versucht sich mit ihm zu verständigen.


aber selbst siggi lächelt heute nicht,
er dreht heute beide ohren in seinen fingern.


die menschen schauen nervös auf ihre uhren, ich selber besitze keine, ich nehme an der bus ist spät.
für mich ist es egal ob der bus spät kommt, mein warten hat einen sinn.
ich lächle als ich die großen lichtkegel des busses sehe, siggi sieht mich an und lächelt jetzt auch.

ich werde ganz warm als ich dich von weitem im bus stehen sehe.
der bus hält, und du steigst aus.
du kommst ganz nah, und drückst deine stirn gegen meine.

zuhause, murmelst du....

und der nieselregen glitzert in deinen langen wimpern....




















Monotonie



Heute ist es wieder soweit.
Während er sein blütenweißes Hemd überstreift denkt er daran.
Während er seine geschmackvolle, unaufdringliche Krawatte bindet, hat er einen steifen Schwanz.

Es ist die Vorfreude
die ihn anschwellen lässt.
Wie ein Ritual, eigentlich immer gleich.
Vorfreude kann sich sehr stark von Freude unterscheiden
wenn man sie genau betrachtet.

Gut, er muß zugeben sie ist nichts besonderes,
eigentlich nicht einmal die Art Frau die er schätzt.
Aber sie ist so bedürftig...
Er lächelt großzügig über sich selbst,
ob der Aufmerksamkeiten die er dieser bedürftigen Frau zukommen läßt.

Sie ist ausgehungert nach Berührung,
nach gutem, unkompliziertem, perversem Sex.
Er ist gelangweilt.
In seinem sauberen Leben,
von seiner adretten Ehefrau, die tagelang vorsichtig um ihn geschlichen ist
nachdem er ihr mal sagte er habe Lust sie zu ficken.

Sie nennt es "miteinander Schlafen".....


Immerhin spendiert er der anderen ein schönes Hotelzimmer,
teuer allemale,
diskret auch,
man kennt ihn hier,
man schätzt ihn als unkomplizierten Gast.

Als einen der ohne Gepäck reist.



Am Nachmittag dann das Ritual.
Sie ist bereits da, sie wartet, in Wäsche die er für sie ausgesucht hat.
Sein Geschmack was den Fummel angeht ist wesentlich ausgefallener als die Frau selbst.
Aber sie ist bereit unglaubwürdig zu wirken, für ihn.

Nicht einmal nach richtiger Erniedrigung fühlt es sich an
da im Hotel zu knien,
in einem Ledergeschirr das ihr irgendwie das Aussehn eines Rollbratens verleiht.
Denn schlank ist lange her,
vor ihren Kindern, und der Einsamkeit.

Lächerlich,
ist ein Wort das durch ihren Kopf schießt....



Er ahnt nichts,
vielleicht schon,
ein - zweimal hat sie ihm ja gesagt das sie sich so nicht wohlfühlt.
Aber sein Schwanz steht wieder.
Das ist die Hauptsache.


Er läßt die Frau ,die nicht seine ist, erstmal lutschen.
"Los, Maul auf du Hure!"

Das fühlt sich gut an,

das fühlt sich nach Macht an so ihren Mund zu ficken.



Er hat nicht viel Zeit,
fast hätte es heute eher gelohnt sich auf die schnelle
in seinem Auto einen blasen zu lassen.
Aber schließlich hat er Stil, er ist ja nicht niemand!


In einer Stunde muß er Zuhause sein,
Schwiegermutter kommt zu Besuch,
Pünktlichkeit ist angesagt.

Also heißt er sie, sich aufs Bett zu knien,
er will ficken.

Schließlich muß er auch noch duschen bevor er Nachhause fährt.

Er fickt sie seitdem letzten mal ohne Gummi.
Doch, doch, er schützt sich!
Eigentlich.
Aber das Ding ist geplatzt,
da wars dann ohnehin egal.

Denkt er.....





Als Geschenk wird er später einen Strauß Blumen mit Nachhause nehmen.



Und die Ungewißheit...

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Rotzfreches Weib










 






















Der leere Garten


In meinem Traum bin ich in deinem Garten,

es ist Winter und hoher Schnee bedeckt alles. Unter dem Schnee leuchtet eine Lichterkette, wahrscheinlich hast du sie nicht dort angebracht. du mochtest es einfach, da, in deinem Garten.

Die Lichter bedeuten das es wohl um Weihnachten sein muss...vielleicht seid ihr alle oben in der Küche, so wie es früher war.
Vielleicht streitet ihr...oder lacht zu laut, nur du nicht...du sitzt mit deinem feinen Lächeln auf deinem Hocker, bereit jederzeit aufzuspringen wenn jemand etwas braucht.

Ich schließe die Augen, und plötzlich fühle ich Sonne. Dein Garten kommt mir viel größer vor, Sonnenlicht glitzert duch die Blätter der alten Pflaumenbäume...es muss meine Kindheit sein, später waren da keine Bäume mehr, ich weis das du die Bäume sehr vermisst hast als sie weg waren.

Als ich die Augen das nächste mal öffne sind die Bäume schon weg, Tränendes Herz, Pfingstrosen so schwer das sie sich unter ihrer Last biegen...ja und Bergenien, diese seltsamen, kleinen Blumen die du mir immer zu meinem Geburtstag schenktest.
Ich sehe mich um und stelle fest das die Kletterose beschnitten werden müßte, ich weis du hast immer ein wenig Angst davor...sie ist alt, knorrig und  hat böse Stacheln.

Wieder schließe ich meine Augen, die Luft die ich jetzt atme ist schon kühl....dein Garten sehr aufgeräumt, fast spärlich. Du hast dir immer gewünscht deinen Garten nur für dich zu haben, später hat dein Mann sich dort oft betätigt, er mochte es aufgeräumt.
Aber in einigen Ecken blühen die Herbstastern, lila, rosa, unbeschwert und wild, da kann ich dich sehen.
Du hast dort soviel Zeit wie möglich verbracht, manchmal hast du mich schüchtern gefragt ob wir zusammen Pflanzen einkaufen können, wir haben das gemacht, nicht sooft wie ich hätte sollen. Das tut mir leid, ich war jung und das Leben war schnell.
Du hast nie in deinem Garten gesessen und gelesen, lesen war mühsam für dich, und sitzen ein Luxus den du dir selten leisten konntest. Und doch war es deins, und wie sehr ich deine Blumen vermisse kann ich fast nicht in Worte fassen....


Noch einmal schließe ich die Augen und atme tief durch, denn ich weis wenn ich sie wieder öffne bist du nicht mehr da...
Ich sehe den Garten ohne seine Seele, die Beete sind verwildert, die Farbe blättert vom Schuppen, die Kletterrose ist eine undurchdringliche Hecke. Nicht eine Blume blüht.
Ich weine.....